unsere Praxis   Gesundheit   Sicherheit   News   Kontakt   Datenschutz   Termin/Rezept
   
 







zurück zur Übersicht...

13.07.2021

Vorsicht bei Gesundheits-Apps

 

In letzter Zeit werden in den App-Stores für Smartphones und Tablets immer mehr Anwendungen angeboten, die Nutzen und Unterstützung in Gesundheitsfragen versprechen. Die Spanne reicht dabei von Blutzucker-Tagebuch für Diabetes-Erkrankte bis hin zu Zyklus-Apps sowie Anwendungen, die bei psychischen Problemen helfen sollen.

Frauen überwachen ihren Zyklus aus den verschiedensten Gründen. Häufig geht es darum, die fruchtbaren Tage zu ermitteln, entweder aus Kinderwunsch oder zur natürlichen Verhütung. Nach einer Studie der Columbia University stehen diese Hilfsmittel auf Platz zwei bei den Gesundheitsapps für Frauen.

Seit einiger Zeit können Apps, die bestimmte Kriterien erfüllen, als „digitale Gesundheitsanwendungen“ von der gesetzlichen Krankenkassen finanziert werden. Die Nutzenbelege sind aber häufig recht dünn, bei manchen Anwendungen gibt es auch Probleme mit dem Datenschutz.

Die Non-Profit-Organisation Privacy International hat sich das Problem genauer angeschaut: Bei zehn getesteten Apps war nur eine dabei welche die Daten nicht an Facebook weitergibt. Bei allen anderen spielte es keine Rolle, ob die Userin angemeldet war oder überhaupt ein Facebook-Profil hatte. Teilweise war bei diesen Zyklusapps nicht mal eine Nutzungsvereinbarung vorhanden, mit der die Frauen über die Weitergabe hätten entscheiden können.

Bereits der Download einer solchen App lässt nämlich darauf schließen, dass es sich bei der Anwenderin um eine Frau im gebärfähigen Alter handelt. Harmlosere Details sind dabei Alter und Größe. Zu den standardmäßigen Zyklusdaten gehören aber auch Angaben zur Temperatur, dem Gewicht, der Beschaffenheit des Zervixschleims und der Periodenblutung. Mit solchen Daten können die Ergebnisse optimiert werden.

Für viele Unternehmen sind Frauen eine äußerst interessante Zielgruppe, denn je mehr Nutzerdaten den Unternehmen vorliegen, desto besser kann z.B. das Kaufverhalten eingeschätzt und vorhergesagt werden. Weil erwiesen ist, dass Stimmung und Kaufverhalten in Zusammenhang stehen, erscheint kurz vor der Periode dann z.B. Werbung für die Lieblingsschokolade auf dem Handy.

Sehr intim wird es dann bei den Eingaben zum Geschlechtsverkehr, zu Stimmungsschwankungen, Schmerzen, Medikamenten oder zum Alkoholkonsum, also um Informationen, die viele Frauen wahrscheinlich nicht mal ihrer besten Freundin anvertrauen würden. Die Userin hingegen weiß nicht, dass diese Zyklusapps ihre intime Informationen weitergeben und wo ihre Daten letztendlich überall landen.

Für Patientinnen ist die Situation ziemlich unübersichtlich, und es gibt leider bislang keine zentrale unabhängige Einstufung von Gesundheits-Apps. Eine erste Hilfestellung bietet eine Checkliste des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ).

DieseListe enthält eine ganze Reihe von Fragen, die auf möglicherweise kritische Aspekte der Anwendungen hinweisen. Dazu gehört etwa, genau hinzuschauen, ob die App tatsächlich einen persönlichen Mehrwert bietet, welche personenbezogenen Daten gespeichert werden und womit der Anbieter sein Geld verdient.
Eine detaillierte Nutzenbewertung ist mit dieser Checkliste zwar nicht möglich; sie kann aber den Blick für Risiken schärfen und gibt Hinweise wie sich Gefahren vor allem im Bereich des Datenschutzes vermeiden lassen.

Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (2020) :
www.aezq.de/aezq/gesundheitsapps/information-patientinnen-patienten

Zitiert nach
„Gute Pillen – Schlechte Pillen“
Nr.5/2019 Seite 8 Zyklus-Apps
Nr.5/2019 Seite 12 Gesundheits-Apps
Nr.1/2021 Seite 4 Apps auf Rezept
Nr.4/2021 Seite 15 Gesundheits-Apps: Worauf soll ich achten ?

Gyne 2/2021 Seite 47 / Pressemitteilung der VivoSens-Medical